Mohamad Rashepar verbrachte sieben Monate seines Lebens mit Warten in einer ungewissen und zweifelhaften Situation voller schwieriger und inhumaner Umstände in Deutschland, dem Land in das er kam um in einer sicheren Situation und unter normalen Umständen leben zu können, was das Recht eines jeden Menschen jedweder Herkunft oder Nationalität sein sollte. In den ersten Stunden des 29. Januars 2012 erhängte sich der Asylsuchende Mohamad Rashepar in seinem Zimmer der Gemeinschaftsunterkunft Würzburg.
Heute am 13.02.2012 befinden wir als Asylsuchende uns in der gleichen Situation, in der sich Mohamad befand und die ihn in den Suizid trieb.
Wir, eine Reihe von Asylsuchenden mit unterschiedlichen Nationalitäten, aus verschiedenen Gemeinschaftsunterkünften in Bayern, verweigern als eine erste Reaktion darauf unsere minderwertigen Essenspakete. Obwohl Druck auf uns ausgeübt, uns sogar gedroht wird, werden wir trotzdem mit unserem Streik und unseren Beschwerden fortfahren, um zu zeigen, dass wir nicht eher ruhen, bis wir unsere Ziele erreicht haben.
Wir versammeln uns hier auf der Straße und veranstalten eine Demonstration, denn wir glauben dass die Straße, wie immer, der beste Ort für eine Versammlung von betroffenen Menschen und derer, die sie dahingehend unterstützen, ist.
Dies ist die beste Möglichkeit für uns, unsere Bedürfnisse, Ziele und Wünsche zu äußern. Diese Bewegung kommt aus den Reihen der Flüchtlinge selbst.
Wir versammeln uns hier, damit unsere Stimme vom Bayerischen Staat erhört wird.
Unsere Forderungen stehen selbstverständlich den unveräußerlichen Menschenrechten nicht entgegen. Im weiteren werden wir unsere Forderungen ausführen. Wir werden nicht aufhören und aufgeben, bis wir eine zufriedenstellende Antwort seitens der verantwortlichen Personen erhalten. Die Verantwortlichen des Freistaats Bayern sollen uns das Versprechen geben, in kürzester Zeit lückenlos auf unsere Forderungen einzugehen:
- Der Prozess der Prüfung unserer Asylgesuche soll verkürzt werden, denn die Isolation eines Menschen in einem permanent wartenden und ungewissen Zustand, ist ein eindeutiger Fall von Folter!
- Die Gemeinschaftsunterkünfte, in denen zahlreiche Menschen untergebracht sind, sollen geschlossen werden! Wir müssen die Erlaubnis dafür haben eine Wohnung zu mieten, denn ein privater Wohnraum, Privatsphäre im allgemeinen und Frieden sind primäre Rechte eines jeden Menschen!
- Wir fordern eine Arbeitserlaubnis ein, damit wir einen Beruf ohne jegliche Einschränkungen ausüben können, denn jeder Mensch kann aufgrund seiner Talente und Spezialisierungen an der Gesellschaft teilhaben und, entgegen der öffentlichen Meinung, eine nützliche Person sein! Ein Asylsuchender ist keine faule Person, die nur als Konsument zu betrachten ist! Unabhängigkeit ist das Recht eines jeden Menschen!
- Wir fordern reguläre und standardisierte Kurse zum Erlernen der deutschen Sprache, denn die Sprache ist der Schlüssel zur Kommunikation und Integration in die Gesellschaft! Die Sprache ermöglicht es mit den Normen und Werten der Gesellschaft vertraut zu werden. Ohne sie wird ein Mensch nur noch weiter von ihr isoliert.
- Wir fordern die Aufhebung der Residenzpflicht! Auf einem Kontinent, in dem quasi keine Grenzen mehr vorhanden sind, ist eine solche Einschränkung sinnlos und verstößt gegen das Menschenrecht. Ein Flüchtling ist kein Krimineller, den man solch einer Beschränkung unterwerfen darf! Dass er außerhalb dieses Kreises nicht anerkannt wird, bedeutet, dass ihm grundlegende Menschenrechte vorenthalten werden.
- Wir fordern die Abschaffung des Systems der Essenspakete und, dass uns an Stelle dieser, wie es bereits in anderen deutschen Bundesländern der Fall ist, eine bestimmte Menge an Geld ausgehändigt wird! Die Selbstbestimmung bei der Essenswahl stellt ein grundlegendes Recht eines jeden Menschen dar.
Wir fordern verschiedene Gruppen dazu auf, die Flüchtlinge zu unterstützen:
Immigranten, Studierende, alle politische Gruppen, alle Menschenrechtsgruppen und alle anderen Menschen die für eine bessere Welt kämpfen. Wir versuchen unsere Bewegung in eine Richtung zu organisieren, die die schwierige Situation der Asylsuchenden verändert. Wir fordern Sie dazu auf, uns zu helfen, uns zu unterstützen und mit uns zu sein!
Im Namen aller Flüchtlinge, die der Demonstration beiwohnen.
Demonstration
Zeit: 13.02.2012 um 13Uhr
Ort: Hauptbahnhof Würzburg